Bergische Morgenpost, Ausgabe Wermelskirchen, vom 16. Dezember 2008:

Stern in der dunklen Wüstennacht

von Katja Bannier

Das Symbol der Wüste steht für Tod, Einsamkeit, das große Gefühl der Leere, aber auch für totale Dunkelheit in der Nacht. Eine Dunkelheit, die nur vom Leuchten der Sterne durchbrochen wird. Das Gefühl, sich in einer Wüste zu befinden oder gar eine Wüste in sich zu haben, kennen diese Eltern. Sie alle haben ein Kind verloren. Ihr Stern in der dunklen Wüstennacht war stets ihr Kind, dessen Licht für immer leuchtet.

Beim Gottesdienst zum Weltgedenktag für alle verstorbenen Kinder in der Kirche in Hünger wurde viel mit der Symbolik von Wüste und Licht gearbeitet. Der delfin-Elternkreis organisierte bereits zum dritten Mal diesen Gedenkgottesdienst, der jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember stattfindet. Er soll Eltern und Angehörigen eine Gelegenheit bieten, ihrer verstorbenen Kinder zu gedenken.

Durststrecke der Trauer

Prädikantin Tanja Fuchs-Hemstede, die selbst ihren Sohn verloren hat, leitete die Predigt, in der sie auch das Gefühl von Wüste beschrieb und weiß, warum alle Eltern diese „Durststrecke der Trauer“ durchleben und wie wichtig sie eigentlich ist. Zwei Eltern erzählten von ihrem Schicksal: von dem starken Gefühl, alleingelassen zu sein wenn das Kind den Freitod wählt, von der Hoffnung, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber der bitteren Realität, dass die Wunde im Herzen zu groß ist, um jemals geheilt zu werden. „Das Leben auf Erden ist nur gepachtet. Irgendwann werden wir uns wieder sehen“, formulierten sie ihre Hoffnung.

Zu Tränen rührte eine Mutter, die den jahrelangen Kampf gegen den Krebs mit ihrem Sohn durchgestanden hat, am Ende jedoch nur einsehen konnte, dass der Kampf verloren war. Das Gefühl zu erleben, dass Kinder wissen, wann sie sterben müssen, sei herzzerreißend. „Am Ende waren wir froh, dass uns der Schock und die Ohnmacht über einen plötzlichen Tod erspart geblieben sind“, sagt sie tapfer.

Trotzdem hieß es für sie wie für alle anderen, die ein Kind verloren haben, neu lernen müssen zu leben, aber dabei nie zu vergessen, was das Leben einem schon abverlangt hat. Symbolisch wurde der Name jedes Kindes auf einen Tropfen geschrieben und vorgelesen. „Jedes Kind ist ein Tropfen in der Quelle, die selbst in der ödesten Wüste zu finden ist“, sagte Prädikantin Tanja Fuchs-Hemstede.