Bergische Morgenpost, Ausgabe Wermelskirchen vom 24. Dezember 2003:

Sport gibt den Kampfgeist fürs Leben

Von Gundhild Tillmanns

Claudia Steger-Richter verlor zwar ein Kind, gibt aber Eltern kranker und verstorbener Kinder Hoffnung

Claudia Steger-Richter und Wolfgang Richter mit Tochter Marlene und dem krebskranken Sohn Sebastian

"Wir hatten den Kampf um das Leben unseres Kindes auf- und angenommen", erinnert sich Claudia Steger-Richter. Sebastian starb Heiligabend 1999 an Krebs. Sechs Jahre lang hatten die Eltern, Wolfgang und Claudia, gemeinsam mit den Ärzten der Düsseldorfer Krebsklinik um das Leben des Jungen gerungen. Von Hoffnungsschimmer zu Hoffnungsschimmer ging dieser Kampf. Am Ende stand der Tod für den inzwischen elfjährigen Jungen.

delfin macht wieder Mut

Aber Claudia Steger-Richter fand ihre Lebenshoffnung wieder, ihre Kraft, die sie heute anderen betroffenen Eltern weitergibt. Sie ist Mitarbeiterin in der Elternselbsthilfegruppe delfin, die sich regelmäßig in Dabringhausen trifft und Eltern von an Krebs erkrankten oder von verstorbenen Kindern wieder Mut und Hoffnung gibt. Sebastian war fünf Jahre alt, da klagte er über Kopfschmerzen und Übelkeit. Langwierige Diagnosen folgten: "Dann der Schock: Sebastian hatte einen Tischtennisball großen Tumor im Kopf. Er musste sofort operiert werden", erinnert sich die Mutter. Nach dem Anfangsschock -"da haben wir einfach nur funktioniert, alles war unwirklich - gab es sofort den ersten Therapieplan. Das gab uns Hoffnung, wir vertrauten in die Medizin, zumal uns gesagt wurde, dass es bei diesem Krebs eine 70-prozentige Heilungschance gibt", berichtet Claudia Steger-Richter.

Und da war noch etwas anderes: "Mein Mann und ich sind Leistungssportler gewesen, wir waren es gewohnt zu kämpfen", schildert sie ihre besondere Methode, Hoffnung zu schöpfen. Ganz bewusst sei nun mit positivem Denken und dem aus dem Leistungssport erworbenem Kampfgeist um das Leben ihres Kindes gerungen worden. Und die Familie, die damals auch bereits die einjährige Marlene hatte, musste wahrhaft kämpfen. Sebastian sprach zwar auf die erste Chemotherapie gut an. Aber die Tumore in seinem Kopf wuchsen immer wieder nach, konnten schließlich nicht mehr operiert werden. Auch eine Stammzellentransplantation brachte nicht den erhofften Erfolg.

Kurz vor Heiligabend 1999 wollte Sebastian dann keinerlei Therapie mehr. "Kinder wissen, wenn sie sterben müssen, auch wenn sie es nicht sagen", verspürte seine Mutter. Sebastian lag im Wohnzimmer auf der Couch, bekam Morphium gegen die Schmerzen, betrachtete ruhig, wie die Mutter den Weihnachtsbaum schmückte.

"Sebastian wollte dann bei uns im Ehebett schlafen. Als ich Heiligabend morgens um 6 Uhr aufwachte, da lag er ganz friedlich zwischen uns, und ich habe noch seinen letzten Pulsschläge fühlen können", erinnert sich die Mutter. Abschied nahm die Familie von Sebastian in den nächsten Stunden. "Dein Bruder ist jetzt ganz woanders, aber seine Liebe und Wärme bleiben bei uns", hat Claudia Steger-Richter ihrer Tochter Marlene begreiflich gemacht.

Auf Trauer folgte Hoffnung

Und für Marlene wurde das Leben nun wieder mit Hoffnung erfüllt: "Wir haben nur ein Leben, und Sebastian wäre auch nicht glücklich, wenn wir traurig blieben", ist sich Claudia Steger-Richter ganz sicher. Es wurde getrauert, geweint und sicherlich auch gehadert. Aber es gab auch wieder Kraft und Hoffnung, der alte Kampfgeist aus dem Leistungssport trug. Er trug so weit, dass Claudia Steger-Richter nun auch anderen Eltern von schwerkranken oder verstorbenen Kindern wieder Hoffnung geben kann. Denn sie weiß, was diese Eltern quält - sie hat es erlebt, durchlebt und bewältigt.

Sport gibt den Kampfgeist fürs Leben

Dieses gilt auch für Michaela Daamen, Weltrekordhalterin
im Hochsprung, Kugelstoßen und Diskus.

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